Dienstag, 14. Juni 2016

Wenn Venus und Mars aufeinandertreffen: Diversity im Team


Ein Diversity-Thema: Individuen im Team vereinen (©berufundfamilie Service GmbH, Marcel Coker)
„Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus.“ Dieser Spruch muss immer dann herhalten, wenn es zu Verständigungs- und Verständnisschwierigkeiten zwischen den beiden Geschlechtern kommt.

Der Rückschluss für die Arbeitswelt müsste demnach lauten: Finger weg von gemischten Teams! Ist die Zusammenarbeit zwischen Männlein und Weiblein wirklich mangelhaft? Was spricht für, was gegen diese Form von Diversity? Wir begeben uns auf die Suche nach einer Antwort – und das mit Hilfe der Wissenschaft.


Leistung im Angesicht der Konkurrenz?

Verhaltensexperimente an der Stanford University lassen den Schluss zu, dass Frauen eher zur Kooperation bereit sind, wenn sie von anderen Frauen beobachtet werden. Soll das heißen, dass Konkurrenz zur mehr Einsatz führt? Was noch deutlich wurde: Männer beweisen sich insbesondere in größeren Gruppen als teamfähig.[1]

Mann – Einzelkämpfer? Frau – Gruppentyp?

Ein Experiment des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) weist darauf hin, dass Männer sich nur dann der Teamarbeit öffnen, wenn sie damit einen konkreten materiellen Vorteil verbinden.[2] Insbesondere die leistungsfähigen Männer bevorzugen meist die Einzelarbeit. Wird diese aber auch nur leicht geringer entlohnt als die Teamvariante, entscheiden sie sich häufiger für die Arbeit in der Gruppe. Sind Männer also wirklich Einzelkämpfer? Unabhängig von ihrem Leistungsniveau ziehen Frauen hingegen tendenziell die Teamarbeit vor. Als Begründung dafür führen die Forscher an, dass Frauen die Leistung der anderen weniger negativ einschätzen als Männer und Frauen stärker auf soziale Aspekte des Arbeitens setzen. Zu Letzterem zählt auch das „brüderliche“ Teilen des gemeinsam eingefahrenen Gewinns.

Gemischte vs. gleichgeschlechtliche Teams?

Glaubt man einer Studie der Universität Amsterdam tun sich Frauen in der Zusammenarbeit mit ihren Geschlechtsgenossinnen schwer.[3] Die Arbeit mit Männern sei hingegen problemlos. Bei besonderen Herausforderungen läuft die Teamarbeit insgesamt bei beiden Geschlechtern gut. Allerdings scheinen Frauen in der Gruppe besser mit Männern arbeiten zu können, Männer ebenso besser mit Männern.

Mit Frauen zusammen schlauer?

Ein Forscherteam an der Carnegie Mellon University bestätigte die Annahme, dass die kollektive Intelligenz einer Gruppe tatsächlich größer sein kann als die Summe der Intelligenzen der Individuen. Ein interessanter Punkt: Je mehr Frauen im Team, desto höher die gebündelte Denkleistung des Teams.[4]

Unser Fazit: Die Mischung macht’s!

Unterschiedliche Teamkonstellationen haben unterschiedliche Vorteile – aber eben auch Nachteile. Festhalten können wir aber, dass nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Praxis zeigt: Frauen und Männer können sehr wohl gut zusammenarbeiten. Diversity auf Geschlechterebene bringt sogar Vorteile. Der ausschlagende Punkt für den Erfolg der Teamarbeit ist aber nicht das Geschlecht, sondern die individuellen Leistungen und Eigenschaften der Teammitglieder. Von Führungskräften höhere psychologische Fähigkeiten zu erwarten, auf deren Basis sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Teams zusammenstellen, wäre zu viel verlangt. Aber um die Beantwortung der Fragen „Welche Beschäftigten harmonieren, welche fordern einander?“ und „Welche Konstellation, welcher Teamspirit bringt die besten Ergebnisse?“ kommen sie nicht herum.

[1] Joseph M. Baker, Ning Liu, Xu Cui, Pascal Vrticka, Manish Saggar, S. M. Hadi Hosseini, Allan L. Reiss. Sex differences in neural and behavioral signatures of cooperation revealed by fNIRS hyperscanning. Scientific Reports, 2016
[2] Peter Kuhn, Marie Claire Villeval. Do women prefer a co-operative work environment?. IZA Discussion Paper No. 5999, 2011
[3] Daniel Balliet. Communication and cooperation in social dilemmas: A meta-analytic review. Journal of Conflict Resolution, 2010, 54, 39-57.
[4] A. W. Woolley, C. F., Chabris, A. Pentland, N. Hashmi, T. W. Malone. Evidence for a collective intelligence factor in the performance of human groups. Science, 2010, 330 (6004), 686-688

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