Freitag, 30. September 2016

Tag der älteren Menschen: Alter schützt vor Arbeit nicht


1990 rief die UN Generalversammlung den 1. Oktober zum „Internationalen Tag der älteren Menschen“ aus. Ein Welttag, der nicht nur auf die Konsequenzen des demografischen Wandels aufmerksam machen möchte – nämlich die stete Alterung der Weltbevölkerung –, sondern für den verbesserten Umgang mit Älteren und ihrer Mitwirkung in der Gesellschaft sensibilisieren will.

Zu den Fakten: Die Gesellschaft altert. Menschen werden älter als noch vor 100 Jahren. Um 5,4 Jahre ist die Lebenserwartung der Deutschen allein seit 1990 gestiegen: Sie beträgt für Frauen aktuell 83,1 Jahre und für Männer 87,2 Jahre.[1]


Doch was ist eigentlich das Alter und bedeutet „alt“ gleich „inaktiv“? Mit 60 oder 70 Jahren gehören Menschen heute nicht automatisch zum alten Eisen; sie sind geistig leistungsfähig und in der Regel auch körperlich fitter als vorausgegangene Generationen im gleichen Alter. Das bedeutet: Sie tragen Potenziale, die sie für sich, aber auch in der Erwerbsarbeit und in der Gesellschaft sinnvoll einbringen können.

Arbeit im Ruhestand ist Trend

Potenziale Älterer für Erwerbsarbeit, Ehrenamt oder Familienarbeit
nutzen (©berufundfamilie gGmbH)
In der Arbeitswelt wird bereits reagiert – weil es ohne Ältere nicht geht: Bis ins Jahr 2029 wird das Rentenalter stufenweise von 65 Jahren auf 67 Jahre angepasst. Laut Statistischen Bundesamt wurden im Jahr 2014 in Deutschland 25 Mio. Renten ausgezahlt. Allerdings liegt die Zahl derer, die mindestens 65 Jahre alt war – und damit das offizielle Rentenalter erreicht hatte – bei 17,3 Mio.[2] Viele Deutsche gehen also früher in den Ruhestand.


Gleichzeitig weist das Deutsche Alterssurvey[3] darauf hin, dass der Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 54 bis 65 Jahren seit 1996 deutlich zugenommen hat. Laut der jüngsten Auswertung des Statistischen Bundesamts (im Auftrag des BMFSFJ), beträgt der Anteil der erwerbstätigen 55- bis 64-Jährigen aktuell 66 %. Nur in Schweden ist er mit 74 % noch höher.[4]

„Mit 66 Jahren ist noch lang noch nicht Schluss“: Vielfältige Tätigkeiten Älterer

Und auch im Ruhestand gehen immer mehr Menschen einer Erwerbstätigkeit nach. Die meisten scheinen damit zufrieden zu sein, denn über 80 % der älteren Erwerbstätigen fühlen sich weder über- noch unterfordert.[5] Für 61 % der erwerbstätigen Ruheständler ist das Einkommen ein Zuverdienst. Ihren Hauptlebensunterhalt beziehen sie aus der Rente beziehungsweise ihrem Vermögen.[6] Gleichzeitig betreuen die erwerbstätigen Senioren zu großen Teilen ihre Enkelkinder. Mit drei oder mehr Stunden verwendet keine andere Altersgruppe in Deutschland außerdem so viel Zeit auf freiwilliges Engagement.[7]

Potenziale nutzbar machen: Flexibilisierung des Übergangs zur Rente

Erwerbstätigkeit, freiwilliges Engagement, Unterstützung der Familie – all diese Dinge gehören in einer modernen Tätigkeitsgesellschaft zur Arbeit. Sinnstiftende Arbeit für Ältere, das umfasst also:

  • Erwerbsarbeit als Rentner oder
  • bereits vor dem Renteneintritt informelle Tätigkeiten neben der Erwerbsarbeit – wie Familienarbeit, ehrenamtliche Arbeit oder Nachbarschaftshilfe
  • informelle Tätigkeiten (s. o.) als Rentner

Genau hier liegt großes Potenzial für die Arbeitswelt und die Gesellschaft. Aber wie kann dieses Potenzial erschlossen und genutzt werden? Flexibilisierung ist das Zauberwort. Ältere müssen Wahlfreiheiten erhalten, die sie den Übergang von der Erwerbsarbeit in den Ruhestand fließend gestalten lassen. Warum also nicht ab 60 anfangen, mit geringeren Wochenstunden, dafür dann aber länger – also auch über das Renteneintrittsalter – erwerbstätig zu sein? Vielleicht parallel ein Ehrenamt in einem Verein übernehmen und dann auch die Ferienbetreuung für die Enkel gestalten helfen?

Informationen zum Thema auch unter: http://www.berufundfamilie.de/arbeitgeberattraktivitaet/alternde-belegschaft-generationenmanagement



1 Naghavi, Mohsen et al., Global, regional, and national age-sex specific all-cause and cause-specific mortality for 240 causes of death, 1990–2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013, The Lancet. 2014 Dec 17, Vgl. https://www.healthdata.org/research-article/global-regional-and-national-age-sex-specific-all-cause-and-cause-specific
2 http://de.statista.com/themen/172/senioren/
3,5 Deutsches Alterssurvey 2014, BMFSFJ und Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA), Mai 2016, https://www.dza.de/forschung/deas.html, https://www.dza.de/fileadmin/dza/pdf/DEAS2014_Kurzfassung.pdf
4,6,7 https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/BlickpunktAeltereMenschen1021221119004.pdf?__blob=publicationFile;
vgl. http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Aeltere-Menschen-Deutschland-EU,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf










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